Wer stellt sich denn noch der Aufgabe, die Geschichte seiner Vorfahren in ihrem historischen sowie aber auch in ihrem heute noch aktuellen Kontext ernst zu nehmen und auch an das eigene Leben als an ein weiteres Kapitel seiner Familiengeschichte heranzugehen?
In einer Zeit, in der Geschichte uns zunehmend fremd geworden ist und auch das Leben unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern in eine immer weitere Ferne gerückt zu sein scheint, geht Baron Franckenstein auf Spurensuche und trägt zusammen, was von seinen Vorfahren nicht nur in Westeuropa, sondern auch in den Regionen des östlichen Mittelmeerraumes und in den Beziehungen zum Osmanischen Reich und zur Türkei geleistet wurde. Was sie aufgebaut haben, ist in dem von ihm untersuchten Zeitraum nicht nur durch die Veränderungen in Westeuropa, sondern auch durch die Entwicklungen im Nahen Osten und in den Beziehungen zwischen der christlichen und der muslimischen Welt gefährdet. Dass es sich bei der Familiengeschichte von Baron Franckenstein um kein Märchen aus 1001 Nacht handelt, wird schon darin deutlich, dass die von ihm beschriebene „Meine Familiengeschichte“ vor allem darstellt, dass das, was – auch in turbulenten Zeiten – als „eigene“ Tradition aufgebaut worden war, von den Eltern, aber auch schon von den Groß- und Urgroßeltern des Autors trotz all ihres über Generationen hinweg bewiesenen Einsatzes immer schwerer zu erhalten und zu verteidigen gewesen ist.
Danke für eine ebenso interessante, wie auch spannend aufbereitete Lektüre, in der so oft aus Briefen und aus einer Vielzahl von Originaldokumenten mit ihrer eigenen Sprache zitiert wird, dass wir die hier zum Ausdruck gebrachten Aussagen und Empfindungen auch heute noch ganz authentisch und „unübersetzt“ vor uns haben. Danke für die Nähe, die hierdurch hergestellt wird, und danke auch für die Ermutigung, es Dir gleichzutun und Geschichte auch in unserer Gegenwart als eine auch in unser Leben hineinwirkende Verantwortung ernst zu nehmen.
Rezension von:
Dr. Alexander v. Rom, Botschafter a.D.
Geschäftsführer der Vereinigung des Adels in Bayern e.V.